An Samstagen fahren Kati und ich mit zwei Freunden, die auf
der HIV Station arbeiten, zu Grundschulen in der Umgebung. Dort machen wir in
der 6. bis 8. Klasse Aufklärungsunterricht über HIV und frühe Schwangerschaft. In
vielen kenianischen Familien sind HIV
und Sexualität Tabuthemen. Es ist überall präsent, doch darüber gesprochen wird
nicht. Die Stigmatisierung durch HIV ist sowieso ein großes Problem in der
Gesellschaft. Die Schüler wissen meistens schon einiges. Leider ist
Aufklärungsunterricht wie in Deutschland überhaupt nicht möglich. Dank
katholischer Kirche und traditionellen Auffassungen über die Funktion der Frau
wird über Verhütungsmittel quasi nicht gesprochen. Kondome werden am Rande mal
erwähnt, dafür werden die Schüler als zu jung empfunden – sie könnten ermutigt
werden Geschlechtsverkehr zu haben. Also wird erst über HIV und andere
Geschlechtskrankheiten gesprochen und dann den Schülern eingetrichtert keinen
Sex vor der Ehe zu haben und ihrem Partner treu zu sein. Eigentlich ein
logischer Ansatz und es könnte eine Vernünftige Lösung sein, wenn es nicht
vollkommen unrealistisch wäre. Viele Männer (und sicher auch Frauen) geben
nichts um Treue zu ihrem Partner und die Jugendlichen haben nun mal
Geschlechtsverkehr. (Sei es der Reiz des Verbotenen, der Mangel an anderen Freizeitbeschäftigungen auf
dem Land (klingt hart, ist aber so) oder Neugier.)
Trotzdem ist der Aufklärungsunterricht sinnvoll, weil das
Thema überhaupt angesprochen wird und auch außerhalb des normalen Unterrichts,
also auf einer anderen Ebene.
In letzter Zeit machen Kati und ich auch viel mehr mit Kollegen aus dem Krankenhaus in
unserer Freizeit und ich habe das Gefühl endlich Freunde hier zu haben, auch
wenn die Freundschaften vergleichsweise
oberflächlich sind.
Einerseits ist es Schade gerade jetzt hier weg zu müssen,
andererseits freue ich mich auch auf Deutschland, meine Freunde und Familie und
all die schönen Sachen, die man in Deutschland machen kann.
Dem Abschied sehe ich relativ entspannt entgegen. Zwar weiß
ich nicht, wann ich alle wieder sehe, aber so tiefgehende Freundschaften habe
ich auch nicht aufgebaut. Wenn ich sie so stark vermisse, kann ich immer noch
versuchen, sie wiederzutreffen.
Generell waren die 11 Monate weltwärts eine unglaubliche
Erfahrung oder eher eine riesen Menge an Erfahrungen, der man sich so eventuell
noch gar nicht bewusst ist oder ausdrücken kann.
Das Programm sollte vielleicht nicht entwicklungspolitischer
Freiwilligendienst genannt werden, es sei denn das bezieht sich auf den
Freiwilligen selbst. Man entwickelt sich
definitiv weiter und mich beschäftigen andere politische Themen, aber ich habe
nicht zur Entwicklung Kenias und beigetragen und auch keine politischen Reden
gehalten.
Das Jahr hat sich auf jeden Fall gelohnt und ich würde mich
wieder dazu entscheiden. So viele Eindrücke und Erfahrungen habe ich gewonnen,
die ich in Deutschland niemals gehabt hätte.